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Die chronische Herzinsuffizienz- Ein Kreislauf

Die chronische Herzinsuffizienz-Ein Kreislauf

In unserer Arbeit auf der kardiologischen Station stellen wir uns täglich neuen Herausforderungen und sind, auf Grund hoher Fluktuation, ständig mit neuen Patienten und speziellen Erkrankungen konfrontiert.

Eine Erkrankung jedoch begegnet uns dabei sehr häufig und immer wieder:

Die chronische Herzinsuffizienz.

Die Zahl der wegen Herzinsuffizienz in eine Klinik aufgenommenen Patienten steigt seit Jahren stetig an. Insbesondere bei älteren Patienten ist dies zu beobachten. In Deutschland war die Herzinsuffizienz 2016 mit 518 Fällen auf 100 000 Einwohner die häufigste Einzeldiagnose stationär behandelter Patienten. Laut Krankenkassendaten wurde 2010 fast die Hälfte aller Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz einmal jährlich stationär behandelt, jeder Siebente (14,3%) mit der Hauptdiagnose Herzinsuffizienz. Typisch für Patienten mit Herzinsuffizienz sind wiederholte Einweisungen. Diese Daten decken sich mit der Wahrnehmung unseres Teams. Ebenso erleben wir den Verlauf dieser Erkrankung. Denn die chronische Herzinsuffizienz gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. 2015 wurden 5,1% aller Todesfälle auf Herzinsuffizienz zurückgeführt; damit war die Erkrankung – nach der chronischen KHK – die zweithäufigste Todesursache bei Frauen (29 795 Fälle) und die vierthäufigste Todesursache bei Männern (17 619 Fälle).

Quelle: https://www.aok-gesundheitspartner.de/imperia/md/gpp/bund/qisa/downloads/qisa_teil_c8_v2_0.pdf

Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz sind schwer krank. Sie leiden unter erheblichen körperliche Einschränkungen und Beschwerden wie deutlicher Leistungsminderung, Atemnot, Ödemen in Armen und Beinen, Schmerzen und vielem mehr. Nicht selten kommen belastende Begleiterkrankungen wie u.a. Herzrhythmusstörungen, chronischer Niereninsuffizienz, Diabetes Mellitus, Anämie und COPD hinzu, die zu körperlicher Inaktivität und einer geringeren Belastungsfähigkeit führen und somit Auslöser für Depressionen und Angstzuständen sein können. Auch die Gedächtnisleistung kann zurückgehen. In Kombination führt dies insgesamt zu einer schlechteren Lebensqualität. Das erleben wir häufig in unserem Pflegealltag. Oft sind wir dann mit „mürrischen“ Patienten konfrontiert, die ihre Hilflosigkeit nicht anders zum Ausdruck bringen können. Hier kommt es auf Verständnis und Hilfsangebote unsererseits   an. Dieses Verständnis entsteht und wächst durch ein hohes Maß an Empathie. Mit jeder erneuten Aufnahme unserer Patienten wird die Beziehung zu den Betroffenen und den Angehörigen enger und vertrauter, da man sich kennt und so eine, oft auch, engere Beziehung entsteht. Wir wissen, was die Patienten mögen, was ihnen Linderung verschafft, wir können so auf Bedürfnisse eingehen, die der Patient gar nicht äußern muss. Zum Beispiel das Verabreichen von Sauerstoff, wenn die Luftnot wieder besonders stark ist.

Die Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz haben einen erheblichen Bedarf an palliativmedizinischer Versorgung. Durch die zunehmend schlechtere Belastungsfähigkeit ist vielmals eine Pflege für zu Hause oder gar der Einzug in ein Pflegeheim angezeigt. Zusätzlich muss häufig eine Versorgung mit Langzeitsauerstoff organisiert werden. Trotzdem kommt es in immer kürzer werdenden Abständen zu Dekompensationen, die eine stationäre Behandlung erfordern. In vielen Fällen ist überhaupt nicht klar, welche Maßnahmen am Lebensende noch Vorteile für den Patienten bringen. Ein offener Dialog über den wahrscheinlichen Verlauf und die Prognose der Erkrankung und die individuellen Bedürfnisse eines Patienten ist äußerst wichtig. Nur so wird es den Betroffenen und ihren Angehörigen möglich, subjektives Leiden zu begrenzen und auch in der letzten Lebensphase bzw. für die letzte Lebensphase selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.

Simone Bloßfeld, Gesundheits-und Krankenpflegerin in der Klinik für Kardiologie, am AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg

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