Bei Schlafmangel denken wir an Gereiztheit, mangelnde Konzentration und Leistungsfähigkeit. Auslöser sind oft Probleme und Sorgen die wir haben. Mit Verschwinden der Probleme stellt sich der Schlaf meistens wieder von alleine ein.
Während eines Klinikaufenthaltes leiden Menschen häufig an einem veränderten Schlaf. Da ist immer schnell die Frage nach Schlafmedikation eine erste logische Idee, wenn man sich in der Klinik befindet -> Die Lösung sind Medikamente. Es gibt aber noch andere wirksame(re) Methoden den Schlaf zu verbessern und diese haben den großen Vorteil: Sie fördern den Selbstwirksamkeitsanteil im Menschen. Medikamente suggerieren jedoch immer: „Ich bin so krank, dass ich Unterstützung von außen benötige, alleine schaffe ich das nicht.“
Im stationären Setting werden Patienten gebeten, ein Handzeichen zu geben, wenn der Nachtdienst vorbeikommt. Wer dann feststellt, dass er diesen gar nicht mitbekommen hat, hat er/sie wahrscheinlich schon geschlafen.
Bevor wir Menschen beraten können, müssen wir erstmal die Probleme verstehen und nachfragen. Ist es das schlechte Einschlafen, frühe Aufwachen, oft wach werden in der Nacht oder das Gefühl, gar nicht zu schlafen? Die Frage: „Was machen Sie am Tag und in der Nacht?“ ist auch entscheidend.
Anbei ein paar Tipps, wie der Schlaf verbessert werden kann:
Festes Schlafritual: Das bedeutet jeden Abend zur selben Zeit die gleichen Dinge zu tun, z.B. ab 21 Uhr kein TV mehr zu sehen, stattdessen ein „leichtes“ Buch zu lesen. Einen warmen Tee zu trinken und um 22 Uhr ins Bett zu gehen, mit Wärmflasche und Socken. Quasi, den Wohlfühlcharakter zu fördern.
Wenn man das jeden Abend macht, gewöhnt sich der Körper daran und weiß „Aha, 21 Uhr, jetzt runterfahren, in einer Stunde wird geschlafen“. Das kann hilfreich sein.
Tipps für das Schlafzimmer: Wenn möglich, liegt man am Tag nicht im Bett und hält sich auch nicht im Schlafzimmer auf. Das suggeriert: „Wenn ich ins Bett gehe, wird dort geschlafen und nichts Anderes“.
Die Zimmertemperatur sollte 18 Grad nicht übersteigen, frische Luft und Dunkelheit im Raum sind auch förderlich. Kein Handy und auch kein TV im Schlafzimmer.
Den Blick auf die Uhr in der Nacht weglassen. Man sollte sich darauf verlassen, dass der Wecker uns weckt, sonst gewöhnt sich der Körper daran, dass er aufwachen muss, um nicht zu verschlafen.
Kein Koffein mehr nach 16 Uhr.
Keine Zigarette vor dem Schlafen gehen.
Später ins Bett gehen: Es scheint ein Automatismus zu sein. Wenn Menschen schlecht schlafen, gehen sie früher ins Bett in der Hoffnung mehr Zeit zum Schlafen/- Einschlafen zu haben. Meist ist genau das Gegenteil der Fall, sie schlafen noch schlechter. 1-2 Stunden später ins Bett zu gehen, bewirkt fast immer eine Verbesserung des Schlafs. Einschlafen, wie auch Durchschlafen. Aber auch hier gibt es einen Haken: Wie immer funktioniert es nur, wenn man es auch probiert. Wenn Menschen sich erschöpft fühlen, fällt es ihnen schwer, länger wach zu bleiben als nötig.
Das Allerwichtigste ist jedoch, um eine qualitative Schlafberatung während eines Krankenhausaufenthalts durchführen zu können, sollten vorerst konkrete Informationen zum Schlafverhalten der Patienten ermittelt werden. Das benötigt etwas Zeit und geht nicht so schnell wie das Ausgeben einer Schlaftablette. Damit fördere ich als Pflegefachkraft die Selbstwirksamkeit der Patienten und gebe ihnen etwas an die Hand, dass Sie auch nach der Entlassung aus der Klinik anwenden können.
Beratung hilft nicht immer den Schlaf zu verbessern, Schlaftabletten jedoch übrigens auch nicht (auch wenn wir das denken). Deswegen ist es mein Job, Menschen Mut zu machen Dinge auszuprobieren, es lohnt sich.
David Witte
Gesundheits-und Krankenpfleger und freigestellter Praxisanleiter, im Zentrum für Psychosoziale Medizin,
am AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg