Als freigestellte Praxisanleiterin arbeite ich innerhalb meines Teams mit den Auszubildenden separat vom Stationsgeschehen.
Das Potpourri der Praxisanleitung umfasst die Planung der Pflege, die Durchführung von Pflegetechniken, präventive und prophylaktische Pflegeansätze und die aktive Nutzung von Expertenstandards. Des Weiteren wird versucht auch die Selbstpflege, wie das rückenschonende Arbeiten, Umgang mit besonderen Ereignissen und Kinästhetik zu stärken. Letztlich müssen Auszubildende ihre persönlichen Grenzen erkennen und äußern können, um sich innerhalb des Berufes selbst pflegen zu können.
Die Kommunikation und Gesprächsführung wird innerhalb der Praxisanleitung zum Dreh- und Angelpunkt. Die angehenden Pflegekräfte erleben diverse Situationen in denen Kommunikation unabdingbar ist. Die Kommunikation beginnt im Umgang mit den zu versorgenden Rezipienten und dessen Angehörigen, greift über das interdisziplinäre Team in Form von Rückmeldungen und Absprachen und endet mit der Dokumentation, um die getätigten Maßnahmen und Auffälligkeiten in Schrift zu verfassen und nachvollziehbar darzustellen.
Herausforderungen sind vorprogrammiert. Sprachbarrieren seitens der Auszubildenden oder Kollegen, aber auch der Rezipienten können zur Hürde werden. Aber auch die differenten Sprachjargons, durch Fachsprache oder kognitiver Beeinträchtigungen lassen die Kommunikation erschweren.
Ein weiteres großes Kernthema ist Hygiene. Keime, Bakterien oder Viren sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Die Kunst besteht darin den Auszubildenden ein Gefühl und eine Haltung für Hygiene zu vermitteln. Sie müssen versuchen Handlungen hygienisch reflektieren zu können. Obendrein müssen die Auszubildenden am Ende der Ausbildung in der Lage sein, ihren anvertrauten Rezipienten und Kollegen ein hygienisches Verhalten zu vermitteln.
Im Mittelpunkt der Praxisanleitung steht vor allem der Mensch, der Pflege bedarf. In der freigestellten Praxisanleitung befinde ich mich im Akutkrankenhaus. Die Rezipienten sind hier stationär, weil sie Pflege bedürfen. Unabhängig von den Grunderkrankungen und Nebenerkrankung hat jeder Mensch seinen individuellen Pflegebedarf. Die Aufgabe einer Pflegekraft ist es diesen individuell zu ermitteln und durchzuführen. Aufgabe der Praxisanleitung ist letztendlich die Herauskristallisierung des individuellen Pflegebedarfs der zugeordneten Rezipienten unter Anbetracht der Außensituation, wie zum Beispiel der Therapie und dessen möglichen Ressourcen.
Kompetenzen sind im erstem Moment nicht so greifbar- Patricia Benner hat sich mit der Pflegekompetenz stark auseinandergesetzt und ein Modell aus der Mathematik und Philosophie von Stuart und Hubert Dreyfus in die Pflege übertragen. Die Pflegekompetenzstufen unterteilen sich in fünf Stufen, vom Neuling zum Pflegeexperten. Laut Benner fallen Auszubildende unter die „Neulinge“. Entsprechend ist die Entwicklung der notwendigen Kompetenzen für die Pflege innerhalb der dreijährigen Ausbildung utopisch. Vielmehr bedarf es der Vermittlung der grundlegenden Kompetenzen. Dies gelingt nur, indem ich den Auszubildenden die Chance biete sein Handeln zu planen, durchzuführen und zu reflektieren (Lauber, A., 2017, 79f.)
Fazit: Eine kompetenzorientierte pflegerische Ausbildung innerhalb der Generalistik ist vor allem dann möglich, wenn das pflegerische Handeln seitens der Auszubildenden selbstständig geplant, durchgeführt und reflektiert werden kann. Vor allem die freigestellte Praxisanleitung ermöglicht einen derartigen Lernprozess.
Quelle: Grundlagen beruflicher Pflege- Lauber A. et al., 2017, 4. Auflage, Kapitel 1.3.3., Thieme Verlag
Friederike Reinbott, Pflegefachkraft, Fachliche Leitung der praktischen Ausbildung am Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg