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Mission Dekubitus – Warum Schwerkraft auch schädlich ist!

Laut Schätzungen beträgt die Prävalenz des Dekubitus in Akut- und Langzeitpflege in Deutschland 2-4%, das sind über 400.000 Menschen pro Jahr!

In internationalen Leitlinien zur Prävention und Therapie von Dekubitus (EPUAP- European Pressure Ulcer Advisory Panel) von 2014 ist ein Dekubitus:

Eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, typischerweise über Knochenvorsprüngen, in Folge von Druck oder Druck in Verbindung mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind, deren Bedeutung aber noch zu klären ist.

Ein Dekubitus ist eine Sekundärerkrankung die in Folge von Immobilität und /oder Sensibilitätsstörungen bei gleichzeitig vorliegenden prädisponierenden Faktoren entsteht. Es entsteht nicht in der Epidermis, die sehr viel Druck ertragen kann, sondern in darunterliegenden Haut- und Gewebsschichten. Der Druck muss nicht über längere Zeit bestehen, es können auch kurze Druckeinwirkungen mit hohen Druckkräften (evtl. kombiniert mit Scherkräften) zu einem Dekubitus führen.

Bildquelle: https://de.freepik.com

Nach dem Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ (DNQP 2017) wird die Dekubitus Einteilung nach EPUAP empfohlen.

Die bekannten Einteilungen werden durch zwei weitere Kategorien ergänzt:

  1. Keinem Stadium zugeordnet – Tiefe unbekannt, dabei ist der Wundgrund durch Belege bedeckt, bis die Belege nicht entfernt werden, kann der Wundgrund nicht beurteilt werden, wirkliche Tiefe kann nicht ermittelt werden. Daher kann das Stadium nicht festgestellt werden.
  2. Vermutete tiefe Gewebsschädigung: Tiefe unbekannt. Dabei zeigt sich ein livid oder rötlich brauner, begrenzter Bereich von verfärbter intakter Haut oder eine blutgefüllte Blase auf Grund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes durch Druck und/oder Scherkräfte. Die Gewebsschädigung ist schwer zu ermitteln.

 

Pflegemaßnahmen

Der Expertenstandard beinhaltet Maßnahmen, um das Dekubitusrisiko abzuschätzen und Schäden zu vermeiden bzw. zu begrenzen.

Dazu gehört die tägliche Hautbeobachtung sowie Hautpflege. Um trockene Haut zu vermeiden eignen sich Wasser-in Öl Emulision. Bei diesen Präparaten sind Öl- und Wassertröpfchen fein verteilt; die äußere Phase besteht aus Öl. Durch die rückfettende Eigenschaft, reduziert sich der Wasserverlust.

Patient:innen sollten dazu angehalten werden atmungsaktive Kleidung zu tragen und Einschnürungen durch Gürtel, Bänder, Gummizüge usw. zu vermeiden.

Auch der frühzeitige Wechsel von Inkontinenzmaterialien, ist in der Patientenversorgung oberstes Gebot.

Patient:innen sollten motiviert werden sich möglichst ausgewogen zu ernähren und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Bei immobilen Patient:innen ist ein regelmäßiger Positionswechsel erforderlich. Dafür bietet sich u.a. eine Mikrolagerung an.

Zu den Aufgaben einer Pflegefachperson gehört auch, die Ressourcen der Betroffenen zu nutzen und sie aktiv oder passiv beim Ausführen von Bewegungen zu unterstützen.

Auch die Anwendung von Hilfsmitteln (Anti-Dekubitus-Matratze (ADM), Fersenentlastungsschuh, Lagerungskissen) ist eine unterstützende Maßnahme.

In unseren nächsten Beiträgen erfahrt Ihr noch mehr zu den Pflegemaßnahmen. Bleibt dran und schaut regelmäßig vorbei!

 

Yasemin Kir und Elena Libich, Wundmanagerinnen am AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg

Literaturquellen:

  1. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege 2017: Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“
  2. Kerstin Protz 2019: Moderne Wundversorgung
  3. Leffmann at.al. 2003: Qualitätssicherung in der Dekubitusprophylaxe
  4. Pflege.de

Bilderquellen:

  1. <a href=“https://de.freepik.com/vektoren/ziel“>Ziel Vektor erstellt von rawpixel.com – de.freepik.com</a>
  2. <a href=“https://de.freepik.com/vektoren/epidermis“>Epidermis Vektor erstellt von brgfx – de.freepik.com</a>er

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