Hallo liebe Leser, mein Name ist Heidemarie H.
Ich bin seit 30 Jahren als Pflegefachkraft in einem Krankenhaus der Maximalversorgung beschäftigt, davon seit 27 Jahren mit dem Schwerpunkt der Intensivpflege.
Viele Jahre war mein Tätigkeitsbereich internistisch geprägt, mit den Schwerpunkten Kardiologie und der Assistenz bei Interventionen im Herzkatheterlabor. Nun bin ich seit einer Weile in einer interdisziplinären Intensivstation tätig und unterstütze als Praxisanleiterin den Ausbau der fachlichen Expertise der Pflegenden in diesem Bereich.
Alle unsere Intensivpatienten sind an einem Monitor „angekabelt“. Dieser übernimmt vor allem die Herz- EKG und Blutdrucküberwachung. Natürlich kann so ein Überwachungsmonitor aber noch viel mehr… Doch ich möchte hier auf die Überwachung der Herzfrequenz eingehen.
Die EKG- Überwachung ist sehr wichtig, damit Herzrhythmusveränderungen erkannt und erforderliche Maßnahmen eingeleitet werden. Aufgrund der kardialen Bedrohung, der viele Intensivpatient:innen ausgesetzt sind, ist es vor allem erforderlich, dass die verantwortlichen Pflegefachkräfte Veränderungen wahrnehmen und durch Hinzuziehung des ärztlichen Dienstes eine zeitnahe Behandlung gewährleistet werden kann.
Auch, wenn die Diagnosestellung in den ärztlichen Verantwortungsbereich gehört, müssen die Pflegefachkräfte in der Lage sein die EKG-Veränderungen zu erkennen und den Arzt zur Beurteilung hinzuzuziehen. …“Ich brauche hier mal einen Arzt, der bei Herrn X mal mit auf den Monitor schaut…“ Natürlich kann in kollegialer Unterstützung dem Arzt, durch die Pflegefachkraft, ein Hinweis zur bestehenden Veränderung gegeben werden, wie z. B. bei einem AV-Block II° oder III°, einem Vorhofflimmern oder sogar ein Torsades de Points. Dafür braucht es jedoch viel Erfahrung, beziehungsweise das Wissen, diese zu erkennen.
Als Praxisanleiterin liegt mir die Vermittlung meines Wissens an erfahrene und unerfahrene Kolleg:innen sowie Auszubildende sehr am Herzen.
Um vor allem die Fachkompetenz der neuen, häufig mit wenig Berufserfahrung ausgestatteten Kolleg:innen weiter auszubauen, haben wir uns in der Praxisanleitergruppe überlegt, monatlich einen Fortbildungstag mit einem Themenschwerpunkt zu planen und gestalten, wie z. B. neurochirurgische Pflege, Beatmung oder auch Herzrhythmusstörungen. Die neuen Kolleg:innen sind im Dienstplan fest dafür eingeplant, jedoch zeigt die Erfahrung, dass auch sehr erfahrene Pflegefachkräfte das Angebot gerne annehmen, um ihr Fachwissen zu aktualisieren.
Im Rahmen der Fortbildung haben die Kolleg:innen nicht nur gelernt den normalen Sinusrhythmus zu differenzieren, sondern auch Veränderungen des EKG am Monitor zu erkennen und zu bewerten.
Zu diesen gehören unter anderem das Kammerflimmern und -flattern, ventrikuläre Tachykardie, Asystolie, sinuatrialer Block und ventrikuläre Extrasystolen, um nur Einige zu nennen. Dabei ging es aber nicht darum ein kompliziertes 12 Kanal EKG auszulesen, denn das ist tatsächlich Aufgabe des Mediziners.
Neben den EKG-Veränderungen bin ich zu Beginn erstmal auf die Anatomie des Herzens und das Reizleitungssystem eingegangen, um eine Wissensbasis für die Veränderungen bei Erkrankungen und deren Ursprung zu schaffen. Auch die Differenzierung von Vorder- und Hinterwandinfarkte sowie die erforderlichen Therapieschritte im Notfall wurden erläutert. Was in diesem Rahmen nicht fehlen darf, ist die Therapie mit einem Schrittmacher bei bestehendem AV- Block.
Alle Teilnehmer:innen haben mir ein positives Feedback gegeben. Vieles war für sie neu, einiges war eine Auffrischung zu dem bereits vorhandenen Wissen.
Auch für mich war es eine sehr positive Erfahrung, da ich mein Wissen vor allem nicht nur an unerfahrene sondern auch an meine langjährigen und sehr erfahrenen Kolleg:innen weitergeben konnte.
Manches Herz hat eben so seine Tücken und Macken, dass weiterzugeben war mir persönlich eine „Herzensangelegenheit“.
Pflegefachkraft und Praxisanleiterin im Zentrum für Intensivmedizin am AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg
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