Die Burnout Fälle unter Pflegekräften nehmen zu. Gründe dafür gibt es viele, einen davon möchte ich gerne ein wenig genauer beschreiben.
Klick, klick, klick…Die exzessive Nutzung von Smartphones erweitert die berufliche und private digitale Erreichbarkeit. Zusätzlich werden in der Klinik PC’s, iPads, Monitore usw. bedient.
Klick, klick, klick…Zu Hause noch ein paar Stunden Netflix oder Amazon Prime streamen, im Internet surfen oder Online Games zocken.
Klick, klick, klick…Der gesamte Alltag wird verstärkt von den digitalen Medien beeinflusst. Ständige Erreichbarkeit, die Angst, in der Social Media Welt etwas zu verpassen. Das Smartphone in der Kitteltasche, das iPad auf dem Visitenwagen, der PC im Pflegestützpunkt… Klick, klick, klick…ALLES muss angeklickt, weggewischt, aufgerufen, gesucht und gefunden werden. Die richtigen Daten an der richtigen Stelle, zur richtigen Zeit, in der richtigen Patientenkurve platzieren. Nebenbei noch schnell zwei WhatsApp Nachrichten beantworten, auf Instagram ein paar Fotos liken oder für die etwas Älteren unter uns, auf Facebook den Verlauf checken.
Klick, klick, klick…Videos, Fotos und Nachrichten schnell MAL EBEN versenden, weiterleiten oder kommentieren. Emails lesen, das Intranet nach Neuigkeiten durchsuchen, in einem unbeobachteten Moment im Internet Sport, Presse oder Shoppingseiten besuchen… Klick, klick, klick…Die Folge von dem ganzen digitalen klick, klick, klick…ÜBERFORDERUNG…DIGITALER BURNOUT – emotionale, geistige und psychische Erschöpfung.
Es fällt im Alltag aber auch im Berufsleben zunehmend schwerer, einfach mal abzuschalten im Kopf sowie auch die Technik… Klick, klick, klick… Die tägliche Dosis Digitalisierung rutscht über den Tag langsam aber sicher in den roten Bereich. Pflegeplanungen und Medikamentenpläne digital abhaken, die To-Do-Liste bearbeiten und dazwischen noch Telefon und Patientenklingel bedienen.
Als Pflegekraft neben der täglichen Arbeit auch noch Digitalisierung lernen, neue Tools ausprobieren und neue Apps auf den iPads, die das Leben erleichtern sollen, ausprobieren… Klick, klick, klick…Burnout gab es schon immer, auch ohne digitale Medien, die sind einfach über die Jahre dazugekommen.
Die Digitalisierung ist Segen und Fluch zugleich. Keiner will die Vorteile einer digitalen Akte, die gleichzeitig überall von mehreren Personen genutzt werden kann, bestreiten. LEIDER ist die digitale Akte dabei häufig nicht mehr als ein Abbild der analogen Welt, versteckt hinter einem Bildschirm.
Es ist noch ein langer Weg bis die digitale Welt uns intelligent unterstützt durch Entscheidungsunterstützung, Sprachassistenz bis hin zu HoloLens Brillen, die uns zum Beispiel in 3D MRT und CT Bilder zeigen.
Solange wir aber noch in der Welt der KLICKS leben, muss jeder auf sich selber schauen, auf sich selber achten, sich zwischendurch digital entgiften. Leichter gesagt als getan und auch ich habe nicht die wirkliche Lösung für dieses digitale Dilemma, in dem wir alle gefangen sind. ABER wenn es mal wieder zu viel wird mit den digitalen Medien, hilft es mir mit Menschen zu reden (mit echten), die eigene Umgebung bewusster wahrnehmen (die hinter dem Bildschirm) oder das Smartphone, auch wenn es mir schwerfällt, zu Hause liegen lassen.
In diesem Sinne hört auf eure innere Stimme und bleibt gesund. ODER, wie es Aristoteles schon richtig erkannt hat „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“
Björn Müller
Projektmanager für Digitalisierung, Gesundheits-und Krankenpfleger,
am AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg